Steve Bridewood und seine Frau Barbara wollen sich nach einer langen Zeit des Sparens, endlich ihren lang ersehnten Wunsch erfüllen. Ein Häuschen auf dem Lande. Durch einen Bekannten haben sie davon erfahren, es soll ein Haus in einem kleinen Dorf verkauft werden. Ohne lange zu überlegen fuhren sie in diesen kleinen Ort um sich das Haus anzusehen und eventuell, auch zu kaufen. Als sie in diesem malerischen Ort ankamen, war es, als ob sie sich neu verliebt hätten. Dieser kleine Ort mit höchstens fünfzehn Häusern, idyllisch von Wald umgeben, im hohen Norden Nordirlands.
Ja sie haben sich gleich in diesen kleinen Ort verliebt. Für sie gab es kein Halten mehr. Hier wollten sie leben. Der Makler, der aus der etwas entfernten großen Stadt gekommen war, gesellte sich zu ihnen. „Möchten sie jetzt das Haus sehen?“
Barbara konnte vor lauter Faszination nicht reden. Sie nickte nur eifrig. Auch Steve sprach kein Wort nickte nur einmal kurz und beide folgten dem Makler. Er ging ihnen voraus bis zum letzten Haus in diesem Ort. Es war keine zwanzig Meter vom Wald entfernt. Der Wind, der durch die Bäume
rauschte, war wunderbar zu hören. Es klang, als ob er eine Melodie spielen würde, vertraut und himmlisch.
Steve blieb wie angewurzelt vor dem Haus stehen. Der erste Eindruck, den er von diesem Objekt erhielt, war deprimierend. Er starrte auf eine schier baufällige Hütte, die seit Jahrhunderten leer gestanden haben muss.
„Ich weiß der erste Eindruck ist nicht der Beste. Aber ich kann ihnen versichern, die Bausubstanz ist einwandfrei. An diesem Haus muss keine Sanierung vorgenommen werden. Ich habe es von einem Sachverständigen begutachten lassen. Er konnte keine Mängel feststellen.“
„Steve, wenn das Gutachten dies aussagt, dann glaube ich dies auch. Und etwas neue Farbe außen, und wir haben das schönste Haus in diesem Dorf.“ Barbara war Feuer und Flamme. Ja sie wollte es haben, zu jedem Preis.
Steve blieb still. Der Makler ging beiden voraus, öffnete die Haustür, stellte sich neben den Eingang und bat die Gäste hinein zu gehen.
Auch hier drinnen bot sich den beiden ein erbärmlicher Anblick. Keine Tapeten waren an den Wänden. Sie waren ursprünglich einmal nur mit weißer Farbe gestrichen worden. Doch von diesem Glanz war nichts mehr vorhanden. Selbst der hölzerne Fußboden bedurfte einer Behandlung.
Doch dies brachte Barbara nicht aus der Ruhe. „Freundliche Tapeten, etwas Farbe und schöne Möbel machen dieses Häuschen zu einem Schmuckstück.“ Steve schwieg und inspizierte jedes Zimmer, befühlte alle Wände, schaute sich jede Hausecke von innen an. Sogar der Keller und der Dachstuhl wurden von ihm untersucht. Er ließ nichts aus. Doch er konnte keine Mängel an diesem Haus finden. Nun stieg auch in ihm die Begeisterung für dieses Haus. Doch er zeigte diese Begeisterung nicht dem Makler. Nein er wollte ihm gegenüber skeptisch sein, um den Preis des Hauses zu drücken. Er wusste bereits schon aus Erfahrung, wenn man zu euphorisch ist, dann wurden die Preise oben gehalten. Doch mit Zurückhaltung konnte man rechnen, einen Preisnachlass zu bekommen. Zu oft hatte er schon diese Erfahrung gemacht. Nicht mit Häusern, aber auch im alltäglichen Leben konnte man solche
Dinge beobachten.
Als der Makler ihn nach dem weiteren Interesse des Hauses befragte, nickte Steve nur schwach zustimmend.
Über den Preis wurde man schnell handelseinig und Kaufvertrag und Besitzurkunde wechselten den Besitzer. „Eine Frage habe ich allerdings noch, wenn es ihnen recht ist.“ Steve hielt den Makler an der Türe an.
„Aber sicher doch, nur zu. Wenn ich sie beantworten kann, werde ich dies gerne tun.“ Der Makler drehte sich zu ihm um.
„Wie lange steht das Haus schon leer? Es macht den Eindruck, als wären es schon Jahrzehnte alt.“
„Nein, nein. So lange steht es noch nicht leer. Seit fünf Jahren, oder Moment mal.“ Der Makler überlegte eine Weile„ Ja genau, auf den heutigen Tag sind es Fünf Jahre.“
„Und was ist aus den Vorbesitzern geworden“ Steve bohrte weiter.
„Das weiß ich nicht. Sie sind von heute auf morgen verschwunden. Kein Mensch weiß, wohin sie gegangen sind. Vielleicht haben sie die Weite der Großstadt gesucht, oder sie sind ins Ausland gegangen. Einer der Dorfbewohner erzählte einmal, sie hätten sich für Amerika interessiert. Aber was sie letztendlich gemacht haben, kein Mensch weiß es. Nach einer gewissen Zeit ist es der Stadt zugesprochen worden, für die ich es jetzt verkaufe.“ Er drehte sich zum Gehen um, schritt durch die Tür, wandte sich noch einmal um und schaute in das nachdenkliche Gesicht von Steve. „Oder gibt es noch etwas?“ Steve stammelte: „Wie bitte....... ä, nein das ist alles.“ Er fasste an den Türgriff, der Makler verließ das Gelände und Steve schaute in seiner nachdenklichen Art hinterher. Doch dann drückte er die Tür ins Schloss.
In diesem Moment kam Barbara von hinten an ihn heran. Sprang an ihm hoch und hängte sich ihm an den Hals und stieß einen Freudenschrei aus, der all ihre Gefühle ausdrückte. Steve drehte sich auf dem Absatz um und nahm seine Frau in die Arme. Dabei führten sie einen Freudentanz auf, der jeden Indianer neidisch hätte dreinblicken lassen. Dieses
Haus war schier verschenkt worden und sie beide hatten das Glück es zu bekommen.
Nun begann für die beiden eine arbeitsame Zeit. Sie kauften Tapeten, Farben und viele Möbel, die dem Stil, wie sie meinten angemessen waren.
Munter und mit Elan, den keiner den beiden zugetraut hätte, machten sie aus diesem alt aussehenden Haus ein schmuckes Häuschen. Der Garten wurde bearbeitet, der Gartenzaun gestrichen und dann standen beide vor dem Haus und bewunderten ihr Werk. Das Haus konnte sich wieder sehen lassen. Die Substanz war wirklich einwandfrei und so wie sie es sich hergerichtete hatten, konnte man sich auch wohl darin fühlen.
Bis zum heutigen Tag haben sie immer entweder in der Stadt oder aber in ihrem Wohnmobil geschlafen. Doch heute war der offizielle Einzug in ihr neues Heim. Der Abend senkte sich über dem Dorf und beide machten es sich im Wohnzimmer bequem. Bei einer Tasse Tee, etwas Gebäck lümmelten beide auf dem Sofa. Barbara schmiegte sich an ihren Steve, und das einzige Licht in diesem Raum stiftete das prasselnde Feuer aus dem Kamin. Sie waren Glücklich. Überglücklich, sich einen lang gehegten Traum erfüllt zu haben.
Die Zeit verstrich für beide sehr schnell. Und schon wohnten sie ein Jahr hier zusammen und fühlten sich wohl. Der Kontakt zu den Bewohnern war mehr als träge. Jeder ließ den anderen in Ruhe und keiner kümmerte sich um den anderen. Die beide hatten soviel Freunde, zwar in der Stadt, aber dies nahmen sie gerne in Kauf, dass ihnen der Kontakt zu den Dorfbewohnern nicht fehlte. Hin und wieder besuchten sie die Gaststätte, die am Anfang des Dorfes war.
Gaststätte war vielleicht etwas viel gesagt, es war mehr ein kleiner Raum, in dem sich die Einwohner so ab und zu trafen um wieder einmal über erfahrene Gerüchte, die meistens aus der Stadt kamen, zu tratschen. Manchmal kamen sie dadurch mit den Einwohnern in ein Gespräch. Aber engeren Kontakt konnte dadurch nicht geknüpft werden.
Irgendwie hatten beide das Gefühl, als wenn die Leute sich aus einem bestimmten Grunde nicht mit ihnen abgeben wollten. Vielleicht weil sie im Grunde Stadtmenschen waren. Doch was immer auch der Grund sein mochte, sie hatten keine Ahnung und es störte sie auch nicht weiter.
Steve musste, wie an jedem Morgen, unter der Woche, schon um fünf aufstehen, denn er hatte einen weiten Weg zu seiner Arbeit, die in der Stadt war. Auch an diesem besagten Dienstag stand er sehr verschlafen auf, ging ins Bad um sich seiner Morgentoilette zu widmen. Er bekam seine Augen schlecht auf, trotzdem er diese Prozedur schon seit einem Jahr mitmachte, konnte er sich an dieses frühe Aufstehen nicht gewöhnen.
Er griff zur Zahnbürste, drückte etwas Zahnpasta aus der Tube darauf und steckte sie mechanisch in den Mund. Danach griff er zum Waschlappen und wusch sich mit dem warmen Wasser das Gesicht, um dann mit dem Handtuch, das an ihn herab laufende Wasser abzutrocknen. Nachdem dies geschehen war, war er mächtig, seine Augen einigermaßen aufzutun. Doch das was er sah, war nicht der normale Anblick seines Gesichtes. In soviel Variationen hatte er sein Gesicht noch nicht gesehen.
Er blickte in einen total zerbrochenen Spiegel und begriff im ersten Moment nicht, was dies eigentlich war. Schnell schloss er die Augen wieder um sogleich wieder zu öffnen. Aber der Anblick blieb
der gleiche. Der Spiegel war in tausend Stücke zerbrochen.
Nun sah er sich im Bad etwas genauer um, der Schminkspiegel, der auf einer Kommode im Bad stand wies die gleichen Symptome auf, wie der Spiegel an der Wand. Auch er war völlig zerborsten. Wie in aller Welt waren diese Spiegel kaputt gegangen? Er hatte doch gestern Abend noch im Bad hinein geschaut, und da war alles in Ordnung. Und nun heute Morgen waren beide Spiegel zerborsten. Und wieso hatte er in der Nacht nicht gehört, wie diese Spiegel zerbrochen sind? Schließlich kann so etwas nicht ohne Lärm vonstatten gehen.
Er rief in Richtung Schlafzimmer seine Frau zur Mithilfe, dieses Problem zu lösen. Seine Frau schlich mit trägen und müden Schritten ins Bad, stellte sich in den Türrahmen und lehnte sich noch voller Müdigkeit an diesen an. „Was schreist du denn hier heute Morgen herum? Das machst du doch sonst auch nicht. Was suchst du denn wieder und kannst es nicht finden?“
„Von suchen und finden kann gar keine Rede
sein. Aber schau dich doch mal im Spiegel an. Vielleicht kannst du dann etwas erkennen.“ Steve zeigte auf den Spiegel.
Seine Frau schleppte sich an den Spiegel und versuchte ihre schweren Augenlider zu heben. Doch das was sie sah, ließ sie in aller Schnelle wach werden. „Wieso ist der Spiegel kaputt? Was hast du denn gemacht?“
Mit einem eisigen Blick wandte sie sich ihrem Mann zu.
Vielen Dank für das Lesen dieser Probe, sie sind am Ende der Leseprobe angelangt.
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