„Hilfe! Lassen sie mich raus!“ Kathleen Travel schrie aus Leibeskräften. Doch insgeheim wusste sie, hier würde sie keiner hören. Außer dem Mann, der sie entführt und vergewaltigt hatte. Sie war sich ihrer aussichtslosen Lage wohl bewusst, aber die Hoffnung, hier noch einmal freizukommen, wollte und konnte sie nicht aufgeben.
17.Mai 1997. Kathleen Travel kam wie immer gegen 19 Uhr von der Arbeit nach Hause. Sie führte ein ruhiges, friedliches Dasein, in einer kleinen Zweizimmer Wohnung, die sie nur mit einem Kater teilte. Sie war rundherum mit sich und der Welt zufrieden. Trotzdem sie nicht nur gut aussah, sondern manch einer Schönheitskönigin ohne weiteres eine Konkurrentin wäre, blond, hochgewachsen, fünf ein viertel Fuß, vierundzwanzig Jahre jung, fühlte sie sich nicht zu Männern hingezogen. Doch dies stellte für sie kein Problem dar.
Quietschende Reifen ließen sie herumfahren. Den Pontiac sah und hörte sie schon von weitem, wie er in einem Höllentempo die Straße angefegt kam. Sie drückte sich an die Hauswand, denn Sie hatte Panik vor solchen Fahrern. Schon einmal wurde sie
durch solch einen Rowdy auf dem Gehweg angefahren. Den Windhauch, den der Wagen beim vorbeifahren erzeugte, konnte sie deutlich spüren. Kathleen hatte sich gefasst, bog um die Häuserecke in ihre Straße und zuckte erschrocken zusammen. Vor ihr stand ein Mann Mitte dreißig, sehr gepflegte Erscheinung, und irgendwie bildhübsch.
Da Sie ihn fast angerempelt hatte, entschuldigte sie sich bei ihm.
„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.“ Eine rauchige tiefe Männerstimme, mit starkem Mundgeruch, schlug ihr entgegen und flößte ihr Angst ein.
Er bemerkte, wie die Angst in ihren Gliedern nach oben kroch. Oder ahnte er nur, was in ihr vorging? Er jedenfalls musterte sie kurz von oben nach unten und meinte dann mit einem ironischen Lächeln: „Ihre Angst ist berechtigt.“ Und in demselben Moment, als er dies sagte, drückte er ihr ein Taschentuch auf Mund und Nase, sie hatte keine Chance zur Gegenwehr. Es dauerte auch nur Sekunden, bis die betäubenden Gase, ihren Körper
lähmten. Sie wusste nicht, wie lange sie weggetreten war. Sie erwachte in einem völlig abgedunkelten Raum, und schien auf einer Bahre oder einem Bett zu liegen. Sie fühlte sich nach wie vor benommen, und Übelkeit kroch in ihrem Hals nach oben. Sie wollte mit ihren Händen den Schweiß, der sich auf ihrem Gesicht gebildet hatte, abwischen, dabei bemerkte sie, sie war an Händen und Füßen gefesselt. Auch bemerkte sie erst jetzt, und dies voller Entsetzen, dass sie vollkommen nackt dalag. Kein einziges, auch nur noch so kleines Kleidungsstück bedeckte ihren Körper.
Fieberhaft überlegte sie, ob sie um Hilfe schreien, oder dies lieber unterlassen sollte. Sie hatte schließlich keine Ahnung, wer oder was sie hier erwartete. Langsam dämmerte ihr wieder die Begegnung des Mannes. War dies gestern oder heute geschehen? Sie konnte es nicht sagen. Denn jegliches Zeitgefühl hatte sie verlassen. Was wenn er sie hierher entführt hatte? Was hatte er mit ihr dann vor?
Fragen über Fragen schossen ihr durch den Kopf, als mit einem mal die Tür geöffnet wurde. Das helle Licht, welches sich durch die Tür drängte,
blendete sie dermaßen, dass sie im ersten Moment gezwungen war, die Augen zu schließen. Langsam blinzelnd öffnete sie wieder die Augen und sah eine Silhouette im Türrahmen. es war der Mann, der ihr das Taschentuch auf das Gesicht gedrückt hatte.
Nach einer Weile hatte sie sich wieder gefangen und voller Zorn, aber auch gleichzeitig von Angst erfüllt fragte sie ihn mit einigermaßen fester Stimme: „Was wollen sie von mir?“
„Du brauchst dich nicht zu fürchten, noch nicht. das einzige, was ich von dir will, ist ein Kind.“
Sie schluckte. „Ein Kind wollen sie von mir? Warum ausgerechnet von mir? Es gibt so viele Frauen, warum also ausgerechnet ich?“
„Sicher hast du recht, es gibt schon viele Frauen. Aber keine ist wie du. Makellos schön, sanfte zarte und reine Haut, aber was noch viel wichtiger ist, du bist noch Jungfrau. Und das brauche ich für mein Kind.“ Wieder hörte sie die rauchige und tiefe Stimme ihres Widersachers. Ihr schwirrte der Kopf von dieser Antwort. Sie wusste damit nicht viel
anzufangen. Und doch, woher wusste er, dass sie noch Jungfrau war? Schließlich war sie mit dieser Tatsache nicht hausieren gegangen, so dass alle Welt es wissen konnte.
„Ich versteh nicht!“ Sie wollte Zeit schinden. Denn sie ahnte fürchterliches, was er mit ihr anstellen wollte. Im Grunde, so dachte sie, also ein Triebtäter. Und ausgerechnet sie musste so einem Menschen begegnen. Alles hätte sie sich vorstellen können, ein Räuber, ein Erpresser, auch wenn in ihrer Familie nicht viel zu holen war. Alles konnte sie sich erklären, aber von einem Triebtäter überfallen und entführt zu werden, war für sie nicht denkbar. Ihre Kleidung entsprach nie derer, die die typischen Opfer waren. Nein sie trug nie Hautenge Jeans, einen Pullover, der die wohlgeformten Proportionen mehr zeigte als verdeckte. Schon immer wurde sie von gleichaltrigen gehänselt, dass sie sich wie eine alte Jungfer kleiden würde. Aber so war sie nun einmal erzogen worden. Kein Kleidungsstück sollte auf ein unzüchtiges Mädchen deuten. Alles musste wohl verpackt und versteckt werden. Denn darauf würden ja die Leute nicht sehen und man würde sie in Ruhe lassen. Doch nun sah sie sich
getäuscht eines besseren belehrt. Die Kleidung war nicht alles, um Triebtäter abzuhalten.
Jäh wurde sie wieder aus ihren Gedanken herausgerissen. „Du brauchst dies nicht unbedingt zu verstehen, aber ich möchte dir es trotzdem erklären.“
Der Fremde nahm sich einen Stuhl, der in der einen Ecke des Zimmers stand, zündete zuvor noch das Licht in diesem Raum an, und Kathleen stockte der Atem.
Was vor ihr stand, war weder Mensch noch Vogel. Und doch, es ähnelte vom aussehen, einem Vogel. Der ganze Körper, außer dem Kopf, war mit Federn bedeckt, selbst Flügel besaß dieses Wesen. Doch der Kopf hatte normale menschliche Gestalt. Ein Blick weiter nach unten, zeigte Kathleen, an der Stelle zwischen den Beinen, hing wie bei jedem normalen Mann, ein Penis und der Hodensack.
„Du kannst den Mund ruhig wieder schließen. Mir ist schon klar, dieser Körper schreckt dich nicht, sondern fasziniert dich.“ Er setzte sich auf den Stuhl. „Das geht allen so, die mich zum ersten
Male zu Gesicht bekommen. Viele sind dann immer ganz wild auf mich.“
Ruhig sah der Vogelmann auf Kathleen, die den Blick nicht von ihm wenden konnte. So eine Gestalt, hatte sie weder in einem Science Fiction Film, noch in einem Horrorstreifen je gesehen. Normalerweise würde man, tritt man seinem Entführer entgegen, von schierer panischer Angst ergriffen. Doch hier war dies völlig anders. Angst, sicher die war auch vorhanden, denn Kathleen konnte sich bildlich vorstellen, was diese Gestalt ihr antun würde, aber Neugier stieg in ihrem Körper ebenso auf, wie die Angst.
„Ich möchte dir nur kurz erklären, worum es mir geht.“ Der Entführer sprach jetzt etwas gedehnter.
„Die Gattung, zu der ich zähle, nennt man Ibes. wir können uns nur fortpflanzen, indem wir eine reine saubere schöne Jungfrau nehmen, die uns ein Kind schenkt. In meinem jetzigen Auftreten, wäre es mir unmöglich auf normalem Wege eine Frau kennen zu lernen, die auch noch freiwillig dazu bereit wäre, mir ein Kind zu schenken. Dies verstehst du doch, oder?“ Er machte eine
abwartende Pause.
Kathleen war nicht fähig zu sprechen, darum nickte sie nur mit dem Kopf, um ihm zu zeigen, sie hatte ihn verstanden.
„Gut.“ Nun wirkte es, als wenn er seine Worte entweder gut auswählen wollte, oder aber nach ihnen suchte.
Flüssiger sprach er weiter: „Du hast mich in der Gestalt eines normalen Mannes kennen gelernt, wenn auch nur kurz, aber diese Form können wir nur für eine kurze Zeit annehmen, da uns dies große Kraft kostet, und wir dann der Gefahr ausgesetzt werden, von anderen Menschen, die uns nicht wohlgesinnt sind, entdeckt zu werden. Also alles, was ich von dir will, ist ein Kind. Dann kannst du wieder deiner Wege gehen. Allerdings“, was er jetzt sagte, klang wie eine Ermahnung, „kann ich dich während der Zeit deiner Schwangerschaft nicht freilassen. Da du dann sofort dafür sorgen würdest, dieses Kind nicht weiter in dir zu tragen.“
Nun fand Kathleen langsam ihre Sinne und auch
ihre Sprache wieder. „Ich soll neun Monate hier in diesem Gefängnis, ohne Licht, ohne Sonne und die Natur auskommen?“ Alleine diese Vorstellung ließ ihr eiskalte Schauer den Rücken herunter laufen.
„Nein,“ widersprach er ihr. „ Das dauert keine neun Monate. Unsere Gattung reift in einem menschlichen Körper binnen drei bis vier Wochen heran. Du siehst also, deine Gefängniszeit dauert nicht all zulange.“ Mit diesem Satz stand er auf, stellte den Stuhl wieder in die Ecke und schickte sich an zu gehen.
„Aber Sie wollen ein Kind gegen meinen Willen. Was, wenn es nicht klappt?“ Statt der Neugier machte sich jetzt nur noch panische Angst in ihr breit.
„Keine Sorge. Es hat bis jetzt noch immer geklappt, oder warum denkst du existiert meine Rasse noch?“
„Warum wissen wir Menschen nichts von Ihrer Rasse.“ Trotz der Angst vor dem Wesen, wollte Kathleen mehr darüber wissen.
Der Ibes blieb an der Tür stehen. Hier und jetzt zeigte er, dass er fähig war, auch Gefühl zu zeigen. „Wir leben schon sehr lange auf dieser Welt. Früher wussten die Menschen von unserer Rasse. Durch ihr Machtverhalten konnten sie uns nicht akzeptieren. Im Grunde sind wir friedfertige Lebewesen. Doch im Laufe der Zeit schafften sie es fast, uns auszurotten. Ich gehöre zu den letzten meiner Spezies und ich möchte verhindern, dass wir gänzlich von dieser Erde verschwinden. Irgendwann, wenn die Zeit dafür reif ist, werden sich alle verbliebenen vereinen.“
Er zog die Tür hinter sich zu, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Vielen Dank für das Lesen dieser Probe, sie sind am Ende der Leseprobe angelangt.
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