Die Zeit für spielende Kinder war noch relativ ruhig. Sie hielten sich auf den Straßen auf, ohne sich darum zu sorgen, ob ein Auto fuhr, oder nicht. Sicher fuhr hie und da mal eines, aber nicht so schnell, dass sie Kinder nicht rechtzeitig bemerken würden. Sie spielten sorglos. Kein böser Mann im Wald und auch sonst war Kriminalität eher klein geschrieben.
So auch in einem kleinen unscheinbarem Ort, Namens Willsdruf. Die Leute ernährten sich von der eigenen Landwirtschaft, ein bisschen vom Verkauf der erzeugten Produkte, ohne Pomp und Luxus. Den brauchten sie hier nicht. Sie waren glücklich, so wie das Leben ihnen sich bot.
Die Kinder spielten nie alleine. Immer wenn sie etwas Freizeit hatten, was nicht sehr häufig vorkam, da sie in der Landwirtschaft mithelfen mussten, trafen sich mehrere von ihnen, um irgendetwas auszuhecken. Mal stromerten sie nur im Ort herum, mal trieben sie sich auf einem der Höfe herum und wieder ein anderes Mal spielten sie im nahe gelegenen Wald. Dieser Ort gefiel ihnen am besten. Hier lebten sie ihren vollen Spieltrieb aus. Sie sprangen wild herum, spielten
Räuber und Gendarm, oder Indianer und Soldaten. Irgendetwas fiel ihnen immer ein.
Am heutigen Tag waren wieder einmal die Indianer dran. Sie mussten sich verstecken, während die Soldaten sie aufspüren mussten. Das aufspüren war im Wald nicht besonders einfach. Im Gegenteil! Der Wald hatte viele Schluchten, die auch viele Möglichkeiten boten, sich zu verstecken. Immer wieder entdeckten die Kinder neue abgelegene Stellen, die sich nicht nur zum verstecken eigneten, sondern auch die Neugier der Kinder weckten. Sie hatten bei solchen Expeditionen schon so mancherlei gefunden. Nie etwas wertvolles, aber immerhin, mal Dinge aus dem Zweiten Weltkrieg, mal auch nur alte Haushaltsgeräte.
Ralf, einer der Jungen stürmte los, in eine Richtung, in der sie bis dato noch nicht gewesen waren. Vor ihm machte sich eine Schlucht von irrsinnigem Ausmaß auf. Als er in die Schlucht hinab schaute, verschlug es ihm schier den Atem. Sie war nicht nur tief, sondern auch auf ihre eigene Art und Weise schön. Die Bäume die hier wuchsen, waren zum einem Riesig aber zum
anderen Urwild gewachsen. Der Anblick verzauberte ihn dermaßen, dass er die Spielerei aufgab und die anderen zu sich rief.
Jedem der anderen, der in diese Schlucht hinab schaute, verschlug es ebenfalls den Atem, wie zuvor Ralf.
„Kommt lasst uns die Schlucht untersuchen.“ Mit diesen Worten stürmte Ralf auch schon davon. Mit riesigen Schritten und wildem Indianergeschrei stürmte er die steile Böschung hinunter. Die anderen folgten seinem Beispiel. Auch sie schrieen, während sie die Böschung herunter rannten. Unten in der Schlucht angekommen, verteilte sich die ganze Gesellschaft. Jeder stöberte in einer anderen Richtung herum.
Ralf, entdeckte auf der einen Seite der Schlucht eine Höhle. Sie war nicht einfach zu erkennen, da sie von vielerlei Gestrüpp fast vollkommen verwachsen war. Doch sein untrüglicher Blick verriet ihm, hier war der Eingang zu einer Höhle. Langsam betrat er die Höhle. Das diffuse Licht, welches durch den Eingang kärglich eindrang, verhüllte mehr, als es preisgab. Ralf blieb in der
Nähe des Eingangs stehen, um seine Augen an das schwache Licht zu gewöhnen. Nach ein paar Minuten konnte er schon mehr erkennen, was ihn dazu bewog, tiefer in die Höhle hinein zugehen.
Seine Enttäuschung war schon groß, als er erkennen musste, dass diese Höhle nicht besonders tief war. Auch schien sie nicht das Geringste zu verbergen.
Er hatte immer die Hoffnung, eines Tages auf einen Schatz zu stoßen, den irgendein Mensch irgendwo hinterlegt hatte, um ihn später einmal wieder abzuholen, aber im Laufe der vielen Jahre dann vergessen hatte. Doch auch heute sollte sich seine Hoffnung nicht erfüllen.
Er wollte gerade wieder die Höhle verlassen, als ein seltsames Geräusch an seine Ohren drang. Weder konnte er definieren, was dies für ein Geräusch war, noch konnte er es im Moment lokalisieren. Langsam schritt er die Höhle Meter für Meter ab. Das Geräusch wurde mal lauter und mal leiser. Erst war er der Meinung, wenn das Geräusch leiser wurde, dann entferne er sich von der Quelle. Doch nach einer gewissen Zeit musste
er feststellen, dass das Geräusch von sich aus mal lauter und mal leiser wurde. Leise fluchte er vor sich hin. Er suchte weiter. Er hatte tatsächlich auch noch etwas Glück. Gerade in dem Moment, als er an der einen Seite der Höhle war, wurde das Geräusch wieder lauter, und so konnte er mit bestimmter Sicherheit sagen, die Ursache des Geräusches kam aus einem Stein. Da er nichts Näheres erkennen konnte, beschloss er zu den anderen zu gehen, und zusammen mussten sie eine Lichtquelle erzeugen, damit dies Phänomen näher untersucht werden konnte.
Kaum dass er draußen angekommen war, rief er alle seine Freunde zusammen, berichtete in knappen Sätzen über das Erlebte, und forderte die anderen auf, mit ihm zusammen dieses Phänomen zu untersuchen. Die anderen waren sofort mit Feuereifer dabei.
Ronnie erklärte sich bereit schnell nach Hause zu laufen, um ein paar Laternen zu organisieren. Und während er auf dem kürzesten Wege nach Hause lief, fingen die andern damit an, das Gestrüpp vor dem Höhleneingang zu entfernen. so gut es ging, rissen und zerrten sie am Gestrüpp, bis das
gröbste entfernt war. Einer besaß ein Taschenmesser, mit dem er ebenfalls das Gestrüpp beseitigte.
In der Zwischenzeit war Ronnie auch wieder zurückgekommen, mit drei Laternen in der Hand. Natürlich hatte er auch Streichhölzer mitgebracht, um diese zu entzünden. So ausgerüstet betraten diesmal alle sieben Kinder, die unscheinbare Höhle. Es war tatsächlich nichts Besonderes zu sehen, bis auf den riesigen Stein, in der Form einer ovalen Kartoffel. Alle Kinder stellten sich um den Stein herum und tatsächlich, hörten sie alle ein Geräusch aus dem Stein. Es hörte sich an, als ob eine Menge Menschen in dem Stein wären, die sich alle wild miteinander unterhielten. Ein richtiges Stimmen Gemurmel. Das ermittelten die Kinder erst dadurch, dass sie ihre Ohren an diesen Stein pressten.
So oft sie an den Stein klopften, ihn versuchten herumzudrehen, was ihnen durch das immense Gewicht nicht gelang, sie kamen nicht hinter das Geheimnis.
In der Zwischenzeit war es Abend geworden, und
die Eltern der Kinder, erwarteten ihre Kinder zum Abendessen. Doch keines der Kinder erschien. Der eine Nachbar lief zum anderen, aber jeder war ratlos, warum die ansonsten pünktlichen Kinder nicht erschienen. Und so machten sich die Eltern auf, die Kinder im Wald zu suchen.
Lange strömten die Eltern durch den Wald, aber ohne Ergebnis. Als die Nacht endgültig über den kleinen Ort hereingebrochen war, brachen die Eltern die Suche ab. All ihr schreien und suchen brachte sie nicht weiter. Sie beschlossen die Nacht abzuwarten, um am nächsten Morgen weiter zu suchen. Die Nacht war für jeden einzelnen der Eltern eine Tor tour. Keiner fand auch nur eine einzige Minute Schlaf. Jeder grübelte darüber nach, warum die Kinder verschwunden blieben. Hier in diesem Ort war schließlich noch nie etwas passiert, abgesehen mal von einem Unfall. Aber hier und heute hatten sie alle miteinander Angst, die Kinder könnten einer schrecklichen Tat zum Opfer gefallen sein. Schließlich las man immer wieder mal in den Zeitungen, was so alles auf der Welt passierte. Und die Angst breitete sich wie ein Teppich über diesen Ort.
Als der Morgen dämmerte, bereiteten sich alle Erwachsenen in diesem Ort darauf vor, die abgebrochene Suche wieder fortzusetzen. Jeder einzelne bewaffnete sich mit irgendetwas, und dann stapften sie in Richtung Wald. Kaum dass sie den Wald betreten hatten, sahen sie vom weitem, wie eine kleine Horde Kinder auf sie zugelaufen kam. In aller Hast rannten sie den Kindern entgegen. Die Kinder wurden voller Glück in die Arme geschlossen und gleichzeitig ausgefragt, warum sie erst jetzt wieder heimkommen würden.
Alle waren todmüde. Kaum eines der Kinder konnte seine Augen offen halten. Und so wurden die Kinder erst einmal nach Hause gebracht, wo sie gleich alle zu Bett gelegt wurden. Ralfs Mutter setzte sich noch eine Weile an das Bett ihres Sohnes,
Die Mutter schaute ihm tief in die Augen und sagte zu ihm, in ihrem leisen besorgten Ton: „Was ist eigentlich passiert, dass ihr die ganze Nacht draußen im Wald wart?“
Ralf sah sie mit großen Augen an und erzählte ihr mit knappen Sätzen: „Wir haben eine Höhle im
Wald entdeckt und als wir den Eingang freigelegt hatten, untersuchten wir die Höhle genauer. Was dann passiert ist, weiß ich nicht mehr; nur noch, wie wir alle am Morgen wieder aufgewacht sind, und dann eben heim gelaufen sind.“ Und mit diesen Worten drehte er sich auf die Seite und schloss die Augen.
Die Mutter erzählte dies gesagte ihrem Mann, der daraufhin beschloss sich die Höhle, sobald sein Sohn wieder erwachte, einmal genauer anzuschauen.
Es dauerte viele Stunden, bis die Kinder aus ihrem Schlaf wieder erwachten. Man war übereingekommen, mit Ralf zusammen, die Höhle aufzusuchen, um der Ursache auf den Grund zu kommen. Fast alle Männer des Ortes machten sich zusammen mit Ralf auf, die Höhle zu suchen. Als sie dort angekommen waren, befahl man Ralf draußen zu warten, während alle Erwachsenen die Höhle eingehender untersuchten.
Doch was sie im Inneren der Höhle sahen, war zum Anfang nichts Besonderes. Sie sahen einen aufgebrochenen Stein in der einen Ecke der Höhle
liegen, der innen hohl war. Allen Anschein nach wie ein riesiges Ei. Abgesehen von dem fürchterlichen Gestank, in der Höhle, war nichts Besonderes zu entdecken.
Einer der Männer, der die Höhle untersuchte, lief in der Höhle herum und fand einen kleinen Durchgang am Ende der Höhle. Dass dieser Durchgang überhaupt gefunden wurde, war mehr Glück als sonst irgendetwas. Denn er verschwamm fast gänzlich in diesem Raum, und war nur mit größter Mühe zu erkennen. Er kroch durch den Eingang, der kaum einen Meter in der Höhe aufwies, hindurch und rief die anderen zu sich, die sich auch alle durch diesen schmalen engen Durchgang drängten. Mit aufgerissenem Mund starrten sie auf das was sich vor ihren Blicken darbot. In diesem Raum lagen sieben Gerippe, Stück, von menschlichen Körpern herum. Alle fein säuberlich nebeneinander. Das Blut gefror den Anwesenden in den Adern. Und keiner fand eine Erklärung für diese Gerippe.
Vielen Dank für das Lesen dieser Probe, sie sind am Ende der Leseprobe angelangt.
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