Reginald Bucher ist Rentner. Nach all den eifrigen Jahren der Tätigkeit, hat er es sich verdient seinen Ruhestand zu genießen.
In einem kleinen Ort lebt er jetzt sehr zurückgezogen und hat sein eigentliches Haus vermietet und wohnt in seinem Schrebergarten in der Laube. Hier pflanzt er alles Nötige an, was er so zum Leben braucht. Und die paar Dinge, die er nicht anpflanzen kann, holt er sich einmal in der Woche im Ort. Dazu schnappt er sich sein Fahrrad, hängt seinen selbst gebastelten Hänger und radelt so in die einzelnen Läden, lädt sich alles ein und fährt, ohne auch nur mit einem Menschen in Kontakt zu treten wieder in seine Schrebergartenlaube.
Er benötigt nicht viel und menschlichen Kontakt schon gar nicht. Er wurde zu oft in seinem Leben enttäuscht, als dass er Heute Interesse daran hätte, mit den eingebildeten und hochnäsigen Menschen auch nur noch zu reden. Seine Ruhe sollten sie ihm lassen und dies hatte er ihnen schon seit langem klar gemacht.
Der Schrebergarten lag am Rande der Stadt, an
dem wiederum ein alter Friedhof anschloss. Dieser Friedhof wurde nicht mehr benutzt, aber da er nun einmal vorhanden war, ließ man ihn an dieser Stelle. Keiner kümmerte sich darum, weder die Stadtväter noch die Einwohner der Stadt. Und so verwucherte er zusehends.
Reginald lag mit seinem Garten dem Friedhof am nächsten, darum war es auch nicht verwunderlich, dass er hin und wieder auf diesem zu sehen war. Er sammelte verschiedene Kräuter für Tees und Gewürze. Dies tat seinem Ruf in dieser Laubenkolonie nicht gerade gut. Schon dass er in sich zurück gezogen lebte, aber sich auch noch auf dem alten, von gruseligen Geschichten überzogenen Friedhof herumzutreiben, war den hier lebenden Menschen mehr als nur Suspekt. Darum wurde er immer mehr gemieden Hier in dieser Stadt hatte er keine Freunde, aber in einer Nachbarstadt waren ein paar der Menschen nicht abgeneigt mit ihm in Kontakt zu bleiben. Ab und zu begab er sich zu ihnen und dann wurde getratscht über Gott und die Welt, und natürlich floss auch Alkohol in erheblichem Maße. Dass solche Treffen nicht allzu oft stattfanden war mehr als nur verständlich. Keiner dieser Menschen war
Alkoholiker und darum brauchten alle immer wieder nach einem solchen Treffen genügend Erholung um sich zu regenerieren.
Auch Reginald war nach solch einem Treffen mehr als niedergeschlagen. Am darauf folgenden Tag war er für nichts zu gebrauchen. Im Gegenteil, den ganzen Tag verbrachte er damit, seinen Kater wieder loszuwerden.
Doch kaum war sein Untermieter ausgezogen, begab er sich wieder an seine Arbeiten, dem Gemüse jäten, oder Rasen mähen, alle arbeiten, die in einem Schrebergarten anfielen.
Eines Morgens beschloss er wieder nach Kräutern zu suchen, da er kaum noch Tee hatte und begab sich dann wie immer auf den alten Friedhof. Eigentlich war alles wie immer. Er schlich zwischen den Gräbern herum, schaute in jene Ecke und diese, fand aber keinerlei Kräuter. Geradeso, als wenn einer mit einer Sense durchgegangen wäre und alles nieder gemäht hätte. Wut stieg in ihm auf. Wie konnten Menschen nur so sein und alles auf so zerstörerische Weise niedermachen. Alles war nieder gewalzt, kein Halm stand mehr neben
dem anderen.
So fiel ihm auch zum ersten male ein Grab auf, auf dem hochgewachsene Pflanzen standen. Diese hatte er zuvor noch nie gesehen. Er ging auf sie zu, nahm die Blätter in die Hand und musste feststellen, sie waren samtweich. Von einem leuchtenden Grün, wie er es noch nie gesehen hatte. Die Blätter hatten Formen, wie er sie nicht kannte, aber die Früchte die daran hingen, ähnelten sehr stark der Bohnenpflanze. Er brach eine Frucht ab, roch an ihr und stellte zu seinem Erstaunen fest, auch der Geruch ähnelte dem einer Bohne. Auch als er sie mittendurch brach und sich das Innere betrachtete, kam ihm immer mehr der Gedanke, es konnte sich nur um eine neue Bohnenart handeln, von der er weder gehört noch gesehen hatte.
Eiligst lief er nach Hause, holte einen Spaten und Plastikfolie, begab sich wieder auf den Friedhof, grub eine dieser Pflanzen aus und nahm sie zu sich mit nach Hause. Damit den Wurzeln nichts geschah wickelte er sie in der Plastikfolie ein. In seinem Garten suchte er eine besonders geschützte Stelle, und pflanzte sie ein. Die paar reifen Früchte
erntete er gleich ab, nahm sie mit und bereitete sie wie normale Bohnen zu.
Nachdem dies geschehen war, er hatte sich noch ein kleines Stück Fleisch und Kartoffeln dazu bereitet, setzte er sich an den Tisch und versuchte die Bohnen. Zu seinem Erstaunen musste er zugeben, sie hatten einen weit besseren Geschmack, als alle Bohnen, die er je angepflanzt oder aber gekauft hatte. Voller Stolz so etwas Feines gefunden zu haben, lächelte er vor sich hin und machte sich über die letzten Bohnen her.
Völlig zufrieden legte sich Reginald, da der Abend hereingebrochen war, auf seinem Strohgestell nieder und schlief ein.
Als der Morgen graute begab er sich wieder in seinen Garten. Er wollte nach den Bohnen schauen und staunte nicht schlecht, die Pflanze lag halb verdorrt auf dem Boden. Langsam fiel Reginald auf die Knie, nahm sie zärtlich zwischen seine Finger und fragte sich warum sie wohl eingegangen war. Er grub sie aus und betrachtete die Wurzeln. Diese waren dunkelbraun gefärbt, nicht so wie er sie ausgegraben hatte. Schnell lief er auf den Friedhof
zum besagten Grab.
Heute fiel ihm auf, dieses Grab sah eigentlich frisch aus. Warum war ihm dies am Vortag nicht aufgefallen? Doch dies sollte ihn nicht weiter stören, denn frisch konnte es nicht sein, da die Pflanze bereits Früchte trug, also musste sie schon länger hier stehen. Selbst der Name des hier Liegenden war nicht mehr zu erkennen, auch das Datum hatte die Zeit schon heraus gewaschen.
Reginald begutachtete die restlich verbliebenen Pflanzen genauer, dabei fiel ihm nicht auf, an der Stelle, an der er gestern die andere ausgegraben hatte, stand in voller Pracht und Blüte eine neue Pflanze. Wieder wollte er eine neue Pflanze mitnehmen. Doch diesmal war er schlauer. Er nahm von der Erde, in der diese Pflanze stand auch einen Eimer mit, vielleicht lag es ja daran, dass die andere Pflanze bei ihm eingegangen war. Doch bevor er die Wurzeln wieder mit einer Folie bedeckte, schaute er genauer auf die Wurzeln.
Diesmal fiel ihm die rötliche Verfärbung der Wurzeln auf. Er brach ein kleines Stück ab, sah auf die Bruchstelle und einige Tropfen der Flüssigkeit,
die in der Wurzel gelagert waren, tropften ihm auf die Hand.
Er nahm die Tropfen und verrieb sie zwischen zwei seiner Finger, die Flüssigkeit fühlte sich etwas zäh an. Der Geruch der Flüssigkeit erinnerte ihn an...... „Nein das kann doch nicht sein. Ich glaube meine Sinne spielen mir da einen Streich.“ Er wischte die Hand an der Hose ab, nahm die Pflanze, die Erde und sein Werkzeug, begab sich wieder in seinen Garten, suchte diesmal eine andere Stelle aus, und pflanzte sie mit aller Sorgfalt und Liebe zusammen mit der geernteten Erde ein. Nun hoffte er, diesmal mehr Glück zu haben.
Aber der nächste Morgen zeigte ihm etwas anderes. Wieder lag diese Pflanze verdorrt auf dem Boden. Und wieder wusste er keine Erklärung. Was sollte er tun? Sollte er wieder eine Pflanze holen und noch andere Versuche starten? Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Aber aufgeben? Nein zum aufgeben war er nicht bereit.
In seiner Hütte hatte er ein Buch über Pflanzen. Wenn auch ein altes Buch, aber immerhin hatte er
durch dieses Buch schon etliches wichtiges erfahren. Er schaute unter Bohnen nach, las genau den Abschnitt, und musste sich selber eingestehen, er hatte keine Fehler gemacht. Warum also wollte diese Pflanze nicht bei ihm gedeihen?
Er suchte den Friedhof auf, stellte sich vor das Grab und dieses mal staunte er nicht schlecht, als er bemerkte, die Pflanzen wurden nicht weniger, sondern regenerierten sich immer wieder.
„Wie......Wie funktioniert das? Das ist doch vollkommen unmöglich. Sicher wachsen Pflanzen nach, aber mit dieser Geschwindigkeit? Nein das ist unmöglich.“ Er setzte sich nieder und grübelte, ob er so etwas schon einmal gehört oder gar gelesen hatte. Aber so sehr er auch in der Erinnerung kramte, er konnte sich nicht daran erinnern, jemals so etwas gehört oder gelesen zu haben. Was also war dies für eine Pflanze. Sie roch wie eine Bohne, sie schmeckte wie eine solche, selbst das Aussehen ähnelte ihr sehr stark. Also warum sollte es dann keine Bohne sein?
Er wollte noch einen Versuch starten, nahm wieder eine Pflanze, und grub sie in seinem Garten
ein. Doch wie in den Tagen zuvor, war auch diese Pflanze am nächsten Tag kaputt. Was hatte es mit diesem Boden, auf dem sie im Friedhof wuchs auf sich?
Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Pflanzen auf dem Grab stehen zu lassen und die Früchte immer dort zu ernten. Im Grunde war dies auch egal. Denn ob er nun die Ernte in seinem Garten einholte, oder aber auf dem Friedhof, spielte keine Rolle. Das einzige, er musste einen weiteren Weg laufen um sich die Bohnen zu holen.
Als er sich wieder einmal mit seinen Freunde treffen wollten, nahm Reginald genügend Bohnen mit, um sie auch kosten zu lassen. Er wollte nicht allein von dieser herrlichen Pflanze leben, sondern auch andere daran teilhaben lassen.
Er bereitete die Bohnen wie er es bei sich zu Hause gewohnt war, für die anderen zu und servierte ihnen diese. Sie waren alle nicht schlecht erstaunt, was für einen exzellenten Geschmack diese Bohnen aufwiesen und fragten ihn, woher er diese Züchtung habe. Daraufhin erzählte er ihnen von dem erlebten.
„Ich glaube du spinnst mal wieder, oder deine Nase hing zu tief im Glas herum. Eine Pflanze, die nur auf einem Grab wächst, das gibt es doch gar nicht. Erzähl uns hier keine Märchen.“ Frotzelte einer seiner Freunde. Sicher gab es keinen triftigen Grund, dass eine Pflanze nur auf einem bestimmte Grundstück oder Areal wachsen konnte. Man hatte zwar schon davon gehört, Pflanzen würden nicht überall wachsen, da der Boden nicht besonders gut war, oder aber das Klima nicht dafür geeignet war. Aber eine Pflanze die nur auf einem Grabe wachsen würde, dies war mehr als unglaubwürdig.
Vielen Dank für das Lesen dieser Probe, sie sind am Ende der Leseprobe angelangt.
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