Yvo Yaleski, ein Mann, dessen Eltern vor langer Zeit von Polen nach Amerika ausgewandert sind, war ein Mann von einfacher Art, festem Glauben und ehrfürchtig. Er glaubte an Gott, an das was seine Eltern ihm predigten. Alles andere galt nicht für ihn. Mit dieser Eigenart, kam diese Familie nicht überall an. Im Gegenteil, sie stießen immer wieder auf Widerstand. Sie wurden verfolgt und verurteilt. Keiner in ihrer näheren Umgebung wollte sie haben. Sie galten als Absonderlich. Was sie im Grunde nicht waren. Sie lebten nur in ihrem Glauben und auf ihre Weise. Doch in, einer normalen Klassengesellschaft wurden solche Abartigkeiten nicht akzeptiert. Wenn man nicht genau so lebte, wie der Rest der Gesellschaft, wurde man ausgestoßen. Diese schmerzliche Erfahrung musste auch Yvo erleben. Schon in frühester Kindheit.
Und als sein Eltern starben, hatte er es noch schwerer. Dies war dann letztendlich auch der Grund, warum er sich immer mehr zurückgezogen hatte. An Arbeit war nicht zu denken, denn niemand wollte so einen Außenseiter beschäftigen. Und eines Tages kam, was kommen musste. Er war nicht mehr fähig seine Wohnung zu bezahlen und
so kam eine Räumungsklage gegen ihn. Er ließ alles willenlos über sich ergehen. Seine Möbel wurden in eine Staatliche Halle untergebracht, bis zu jenem Tage, an dem er wieder eine Wohnung haben würde.
Doch er hatte daran kein Interesse mehr. Er wollte wie die Vögel frei unter dem Himmelszelt leben, ohne eine Abhängigkeit von anderen. Ohne jemanden fragen zu müssen, darf ich dieses oder jenes haben. Nein er wollte für sich sein eigener Herr und Meister sein. Weiter seinem Glauben nachgehen und danach leben. Und darum zog er mit ein paar Habseligkeiten in den Wald. Einem Wald, der weit ab von seiner Heimatstadt war, wo ihn keiner in der Nähe kannte. Denn er wusste, hin und wieder wird er in eine Stadt gehen müssen, und sei es nur, um mal einen Liter Milch oder dergleichen zu besorgen.
In diesem Wald baute er sich nicht einmal eine Hütte, sondern lebte im Inneren eines Baumes, der durch einen Blitz gespalten war. Er fühlte sich wohl und heimisch im Schutze des Baumes. Er war schon immer der Meinung gewesen, alle Tiere der Welt konnte man verstehen und sie verstanden
einem. Genauso war es mit den Pflanzen. Auch sie konnte man verstehen und sogar sich mit ihnen unterhalten, sofern man die Ader dazu hatte. Er war der Meinung, er hatte diese Gabe. Lange Zeit lebte er einfach so im Wald, ernährte sich von dem was der Wald hergab und ließ sich nie in irgendeiner Stadt blicken. Er hatte bis dato kein Verlangen gehabt, Menschen zu sehen oder gar mit ihnen zu sprechen. Doch dies sollte sich ändern. Denn er schuf im Wald aus Abfallholz die verschiedensten Dinge, wie Löffel, Gabeln, Schüsseln und andere nützliche Gegenstände für den Haushalt. Und da er mehr Zeit als nötig hatte, häuften sich diese massenweise an. Dadurch kam er auf die Idee, sie in der nahe gelegenen Stadt zu verkaufen, um sich auch mal wieder etwas anderes, als nur Früchte und Pilze des Waldes zu gönnen.
Er hatte Heißhunger, mal wieder in eine Tafel Schokolade zu beißen. Oder einfach mal ein Stück Brot zu essen. Seine Ernährung war schon einseitig im Wald geworden. Und dies erhoffte er sich mit seinen selbst hergestellten Waren zu ändern.
Wie sich später zeigen sollte, eine Verhängnisvolle
Entscheidung. Doch zunächst hoffte er, man würde ihn nicht abweisen und ihm die paar Dinge abkaufen, denn auch seine Bekleidung bedarf einer Erneuerung. Nicht dass sie total zerfetzt war, aber das eine oder andere Loch war schon darin entstanden. Auch wenn er nur im Wald lebte, wollte er doch Kleidung besitzen, die nicht nur wie Lumpen vom Leib herunter hingen. Und vor allem für die kalte Jahreszeit war es schon notwendig, Kleidung zu besitzen, die ihn auch wärmt.
Er machte sich auf den Weg, in die nahe gelegene Stadt. Von weitem hatte er schon manchmal bei dem Treiben der Leute zugeschaut. Wenn er seine Streifzüge durch den Wald machte. Aber Heute wollte er auf direktem Wege dorthin gehen. Sein Herz schlug Saltos in seinem Körper. Nach so langer Zeit allein nur unter den Tieren und Pflanzen des Waldes, war es ein komisches Gefühl, wieder mit Menschen zu reden.
Langsam ging Yvo auf die Stadt zu. Sein Verstand sagte ihm, er solle umkehren, aber die Neugier auf diese Stadt war doch größer, als die Angst, die er mit sich herumtrug.
Die Straßen schienen endlos zu sein. Er fühlte die Blicke der Leute auf sich, geradeso, als wenn sie ihn ausziehen würden. Als er an eine Kreuzung herankam, und in die Seitenstraße blickte, konnte er erkennen, dass dort ein Markt abgehalten wurde. Dies war ein Glücklicher Umstand, denn er hatte die Möglichkeit sich zu den anderen Händlern zu gesellen und die Ware feil zu bieten.
Er setzte sich gleich an den Anfang des Marktes, breitete seine Ware aus und ließ die Leute auf sich zukommen. Er wusste, er würde es nicht einfach haben, denn seine Kleidung lud nicht gerade dazu ein, dass die Leute freudestrahlend auf ihn zu gingen um ihm die Ware aus den Händen zu reißen. Darum verhielt er sich ruhig. Denn auffallen wäre in Yvos Situation nicht gut gewesen.
Es dauerte schon eine ganze Weile, bevor sich einer der Passanten dazu bereit erklärte nach den Preisen für die Ware zu fragen.
„Was sollen denn die Schüsseln kosten?“ Eine ältere Frau zeigte mit dem Stock auf die Schüsseln.
Mit gesenktem Blick nannte Yvo den Preis und die Frau fing an zu lachen.
Lachte sie ihn aus, weil sie den Preis als zu teuer ansah? „Ich kann auch noch etwas nachlassen, wenn ihnen das zu teuer ist.“ Yvo wirkte fast schon verschämt.
„Zu teuer?“ Wieder lachte die Frau aus vollem Halse. „Zu teuer sagst du? Ich muss dir sagen, mein Junge, wenn du deine Ware verschleuderst, dann hast du kein Geld zum Leben.“ Sie verstummte mit ihrem lachen und betrachtete zum ersten male richtig ihr Gegenüber.
„Du bist nicht von hier, oder?“ Ihr Blick wirkte jetzt eher der, einer Hexe, als einer lieben älteren Frau.
„Nun........“ Yvo wusste nicht so recht, ob er ihr die Wahrheit sagen sollte.
„Hat es dir die Englisch verschlagen?“ Der Frau ging alles zu langsam.
„Nun....“ Yvo entschloss sich die Wahrheit zu
sagen. „Ich lebe schon etliche Jahre, dahinten im Wald. Von hier bin ich nicht, aber ich lebe jetzt hier.“ Jeder musste jetzt bemerken, er war schon lange nicht mehr unter Menschen. Sein ganzes Verhalten deutete darauf hin, dass er unsicher war, im Umgang mit seinen Mitmenschen.
„Junge, was soll es. Mir kann es egal sein. Deine Schüsseln sind wunderbar gefertigt und ich möchte drei Stück davon kaufen, aber den Preis, mein Junge bestimme ich, damit du dir was Ordentliches kaufen kannst.“ Und damit drückte sie ihm mehrere Geldscheine in die Hand, ein vielfaches mehr, als er gefordert hatte. Aber er lehnte nicht ab, denn als er das Geld ungläubig anschaute, um dann in die Augen der Frau zu sehen, konnte er an ihrem Blick erkennen, wenn er jetzt noch ein falsches Wort verlor, dann könnte sie zur Furie werden.
Doch mit dieser Frau hatte er Glück gehabt. Denn kaum dass die Frau den Stand von Yvo verlassen hatte, kamen andere und bewunderten die Sachen von ihm. Und der eine oder andere kaufte ihm auch etwas ab. Yvo verlangte keinen festen Preis mehr, sondern fragte die Leute, was es ihnen denn
Wert sei. Und den Wert den die Leute einschätzten bezahlten sie auch. Und dies war immer mehr, als Yvo erträumt hatte.
Er hatte an diesem Tage mehr eingenommen, als je zu hoffen gewagt. Er konnte sich viele Dinge leisten. Nicht nur Kleidung, sondern auch das eine oder andere zum Essen. So voll beladen machte er sich wieder auf dem Heimweg. Er fühlte sich Stolz und zufrieden. Keiner hatte auch nur eine abfällige Bemerkung losgelassen, oder ihn auch nur schräg angesehen. Er wurde, so jedenfalls erschien es ihm, akzeptiert. Und das reichte ihm schon.
Woche um Woche und Monat um Monat verstrich. Und Yvo wurde in dieser Stadt gerne gesehen. Man hatte sich an ihn und er sich an die Stadt gewöhnt. Alle die ihn kannten, nannten ihn nur den Eremiten aus dem Walde. Jeder wusste, er würde im Wald vor der Stadt leben und das reichte ihnen. Man bezeichnete ihn als freundlichen umgänglichen Menschen. Keiner wollte etwas über seine Vergangenheit wissen, sie waren im Grunde nur an seinen Sachen interessiert und an den Geschichten, die er manchmal zum Besten gab. Er erzählte dann über die Tiere im Wald und den
Pflanzen.
Bei all den Geschichten bezeichneten ihn manche als Spinner, aber man sagte es ihm nicht direkt ins Gesicht, und ließ ihn gewähren.
Es war gerade die beste Jahreszeit, der Sommer, als Yvo wie immer im Wald herumstrich, um seine Kräuter und andere Dinge zu sammeln. Die Kräuter benutzte er in erster Linie, um sich Tees zuzubereiten, oder bei kleineren Verletzungen eine Heilsalbe zu haben. Er kam dabei zufällig an den Rand des Waldes, an dem die Stadt grenzt.
Laute Schreie eines Kindes schreckten ihn hoch. Hastig rannte er auf die Stelle zu, und sah schon von weiterem, wie ein Mann eilig in Richtung Stadt davon stürmte. Da Yvo ansonsten nichts erkennen konnte, machte er sich keine weiteren Gedanken darüber, und suchte weiter seine Kräuter zusammen.
Auf dem Rückweg zu seiner Behausung kam er wieder an dieser Stelle vorbei und sah, wie eine Frau auf den Knien saß und ein Kind im Arm hielt und dabei laut schluchzte. „Warum mein Kind?
Warum mein Kind?“ Immer wieder wiederholte sie diesen Satz.
Mehrere Leute standen um sie herum und diskutierten miteinander. Doch was sie Englischn konnte Yvo nicht verstehen. Dazu Englischn sie zu leise. Eine Vorahnung ließ ihn vorsichtig sein, darum schlich er näher an die Stelle heran, aber immer im Schutz der Bäume.
Als er so näher gekommen war, konnte er die Stimmen einigermaßen deutliche vernehmen.
Vielen Dank für das Lesen dieser Probe, sie sind am Ende der Leseprobe angelangt.
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